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Saša Stanišić: „Vor dem Fest“
1978 im bosnischen Višegrad geboren, zwang der Bürgerkrieg in Jugoslawien Saša Stanišić 1992 zur Flucht nach Deutschland. In Heidelberg studierte er Deutsch als Fremdsprache und Slawistik, anschließend absolvierte er ein Zweitstudium am renommierten Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Für seine autobiografisch inspirierte Erzählung „Was wir im Keller spielten“ erhielt er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2005 den Kelag-Publikumspreis, dem eine Reihe weiterer Auszeichnungen folgte, darunter der Adelbert von Chamisso-Preis. Der literarische Durchbruch glückte Saša Stanišic mit seinem – mittlerweile in dreißig Sprachen übersetzten – Debütroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“. Ein Schlüsselsatz darin ist das Vermächtnis von Großvater Slavko: „Die wertvollste Gabe ist die Erfindung, der größte Reichtum die Fantasie. Merk Dir das und denk dir die Welt schöner aus.“ Das beherzigt der junge Romanheld – genau wie Saša Stanišic – und „repariert“ die Realität mit Geschichten.
Meisterschaft und Magie der Erzählkunst von Saša Stanišic machen auch seinen neuen – mit dem Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse 2014 ausgezeichneten – Roman „Vor dem Fest“ (Luchterhand) zum Vergnügen für Leser und Zuhörer. Ein Dorf, zwei Seen, keine Tankstelle, eine improvisierte Garagen-Kneipe – das ist Fürstenfelde, der fiktive, wirklichkeitsnah nachempfundene Schauplatz in der Uckermark. Geschichte und eine Fülle von Geschichten, Mythen, Märchen und bemerkenswerte Menschen lässt der Autor eindrucksvoll lebendig werden: Das Nest wird zum Nabel der Welt. Während sich Fuchs und Hühner gute Nacht sagen, finden manche Dorfbewohner keinen Schlaf. Kein Wunder, denn sie haben sich vorgenommen, Wichtiges zu Ende zu bringen, jetzt in der „Zeit der Helden“ kurz vor dem traditionsreichen Annafest, dessen Anlass eigentlich keiner so recht kennt – nicht einmal Frau Schwermuth, die im „Haus der Heimat“ die Historie des Ortes hütet. Als in ihrem Archiv eingebrochen wird, will niemand etwas beobachtet haben. Trotzdem: Es scheint, als wäre die Vergangenheit entwichen wie ein Flaschengeist, um die Leute heimzusuchen: Frau Kranz, die Malerin der bildhaften Ortschronik, den Glöckner und seinen Lehrling sowie Herrn Schramm, einst Oberstleutnant bei der NVA, dann Förster, jetzt im Ruhestand. Ihnen und den anderen Fürstenfeldern, Alteingesessenen wie Zugezogenen, steht noch Einiges bevor …
„Eine furiose Tragikomödie“ (Der Spiegel)
„Sternfunkelnde Prosaminiaturen“ (Stuttgarter Zeitung)
„Was für ein Erzähler, aber auch: was für ein Vorleser!“ (Deutschlandradio Kultur)