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Wilhelm Genazino: „Bei Regen im Saal“
„Das wirkliche Leben ist poetischer und geheimnisvoller. Es zu finden, ist uns aufgegeben“, so Wilhelm Genazino(„Süddeutsche Zeitung Magazin“, 44/2011). Diese Überzeugung prägt seine großartigen Romane und Essays, für die er namhafte Auszeichnungen erhielt, etwa den Kleist-Preis, den Georg-Büchner-Preis und den Kasseler Preis für groteske Literatur.
Weil seine Bücher lehren, die Welt mit anderen Augen zu sehen und dem Alltag magische Momente abzugewinnen, haben wir Wilhelm Genazino – nach mehreren eindrucksvollen Lesungen bei uns – nun ein weiteres Mal eingeladen. Sein Werk ist ein literarisch brillantes, variantenreiches Experiment, sich den Zumutungen der Leistungsgesellschaft zu entziehen. Daran knüpft er in seinem neuen Roman „Bei Regen im Saal“ (Hanser) an – ganz auf der Höhe seiner Kunst: Der Ich-Erzähler Reinhard ist Philosoph mit Doktortitel, aber ohne Karriereambitionen. Dass er über die Runden kommt, verdankt er Gelegenheitsjobs, z.B. als Barkeeper, sowie seiner Lebensgefährtin Sonja, die als Bereichsleiterin im Finanzamt ein festes Gehalt hat – und genaue Vorstellungen: Ehe und Familie, notfalls mit einem anderen. Dadurch ist der Lebenskünstler und Alltagsflüchtling Reinhard jetzt unentrinnbar mit der Realität konfrontiert. Dieses Drama des Widerspruchs zwischen Ideal und Lebenswirklichkeit erzählt Genazino mit Wortwitz, Situationskomik, Melancholie und viel Empathie.