Steffen Kopetzky: „Damenopfer“

Gewagt und gewonnen: Sein druckfrisches, literarisch kühnes Meisterwerk ist typisch für Kopetzky, dem Herausforderungen nicht groß genug sein können – genau wie der Heldin von „Damenopfer“ (Rowohlt Berlin), einer historischen Lichtgestalt mit Strahlkraft für unsere Gegenwart: Larissa Reissner, Journalistin und Schriftstellerin, gefeiert als It-Girl der intellektuellen Elite des späten Zarenreichs und als „Pallas Athene der Revolution“. Unter ihren zahlreichen Bewunderern: Trotzki und Pasternak, der die Heldin aus seinem „Doktor Schiwago“ nach ihr benannte. 1895 im polnischen Lublin geboren, wächst Larissa auf im Sankt Petersburger Geistesadel und im Berliner Exil – eine charismatische Schönheit, die schon früh ihre Berufung findet: die Welt verändern, der Freiheit zum Sieg und Unterdrückten wie Frauen und Arbeitern zu ihren Rechten verhelfen. Sie wagt Unerhörtes, behauptet sich in Männerdomänen, z.B. als Politkommissarin und Kapitänin der Wolgaflottille, und wird zur historischen Schlüssel­figur, als sie ein geheimes Militärbündnis zwischen der jungen Sowjetunion und Deutschland vermitteln soll. Doch Larissa Reissner verfolgt ihre eigenen Ziele … Ein Ideenreicher, vielstimmiger Roman, in dem Ho Chi Minh und der Lordsiegel­bewahrer des britischen Empires ebenso zu Wort kommen wie Anna Achmatova und andere Größen der russischen Literatur.