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Katharina Adler: „Ida“
Beim bisher „wichtigsten und schönsten Schreibvorhaben“ von Katharina Adler (Jahrgang 1980) entstand eines der eindrucksvollsten Debüts der jüngsten Zeit. In „Ida“ (Rowohlt) erzählt die Münchner Autorin die Geschichte ihrer eigenen Urgroßmutter. Zu unfreiwilliger Berühmtheit brachte es Ida Bauer-Adler (1882 geb. in Wien, 1945 gest. in New York) als „Dora“, wie Sigmund Freud die 18-Jährige nannte, die sich seiner Behandlung bald verweigerte und den Urvater der Psychoanalyse „um die Befriedigung brachte, sie weit grundsätzlicher von ihrem Leiden zu befreien“ (so Freud). Seit ihrem Therapie-Abbruch 1901 wird die Patientin entweder als Hysterikerin oder als Heldin stilisiert.
Im Gegensatz zu solcher Schwarzweiß-Malerei zeichnet Katharina Adler ein nuancenreiches Bild Idas, die sich nach den Erfahrungen mit Freud fest vornahm, sich nie mehr von jemandem etwas einreden zu lassen. Trotzdem verfolgte sie der Schatten des Arztes, als sie 1941 wegen ihrer jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten in die USA floh, wo Freud beinahe kultisch verehrt wurde. Ein Fall mit Sonderstatus in der Geschichte der Psychoanalyse und das lebendige Porträt einer eigenwilligen Frau und ihrer Familie in einer Zeit gewaltiger politischer und sozialer Umbrüche.
Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen.