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Peter Wawerzinek: „Liebestölpel“
„Die Buchstaben beißen. Die Worte wehren sich. Schöne Sätze tragen nun mal Dornen.“ Mit diesem Credo eröffnete Peter Wawerzinek 2015 das Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis. Fünf Jahre vorher hatte er diese wichtige Auszeichnung selbst erhalten, und den Publikumspreis noch dazu – für „Rabenliebe“. Der Roman war die Rettung, sowohl des lange verstummten Schriftstellers Wawerzinek als auch des Menschen, der schreibend sein Trauma bezwang: 1954 in Rostock geboren, wurde er als Dreijähriger allein von seiner Mutter zurückgelassen, als sie sich in den Westen absetzte. Ein Verlust, der sein Leben und Werk nachhaltig prägte.
Spät schrieb sich der aus dem Nest Gefallene frei: erst mit „Rabenliebe“, dann mit „Schluckspecht“. Nun vollendet er seine autobiografische Trilogie mit „Liebestölpel“ (Galiani Berlin), über den lebenslangen Versuch, mit dem widerspenstigen Phänomen Liebe klarzukommen. „Ach, Junge, besser du lässt die Finger davon“, rät der Großvater dem Ich-Erzähler mit Verweis auf die Trottellummen, grandiose Segler, aber mit fataler Neigung zu Bruchlandungen und kompliziertem Beziehungsverhalten. Den Enkel aber bringt nichts und niemand ab von Lucretia, der Kindheitsfreundin, die zur Femme fatale wird: „Fühle mich geborgen an ihrer Seite, hoffnungslos verloren allein. So richtig zu zweit eins mit ihr …“ Ein grandioser Roman über die Suche nach Herkunft und Heimat, Familiensehnsucht und -flucht, Lebenslügen und die Liebe mit allen Risiken und Verheißungen.